Jedes Jahr, wenn im Mostviertel langsam die kalte Jahreszeit hereinbricht, wird in den Küchen traditionellerweise eine typisch weihnachtliche Spezialität hergestellt: das Kletzenbrot. Das würzig-fruchtige Brot wird je nach Familientradition in den verschiedensten Varianten gebacken und ist ein fixer Bestandteil in der Vorweihnachtszeit.  

Die Vielfalt der Zubereitung macht das Verkosten bei Freunden und Familie während der Weihnachtsfeiertage zu einem kulinarisch abwechslungsreichen Genuss. Jede Familie hat da so sein eigenes Rezept. Es gibt Varianten mit oder ohne Nüsse, mit verschiedenen Trockenfrüchten wie Äpfeln, Zwetschken, Feigen oder Rosinen. Manchmal werden auch kandierte Früchte ins Rezept aufgenommen. Verfeinert wird die Spezialität mit unterschiedlichen Gewürzen, etwa Zimt oder Gewürznelken. Die Zutat, die für das Kletzenbrot namensgebend ist, haben aber alle Rezepte gemeinsam: die Kletzen. Darunter werden gedörrte Birnenstücke verstanden, die im Herbst mit viel Liebe von den Mostviertler Streuobstwiesen geerntet und dann getrocknet werden. Besonders geeignet und dank ihrer Süße sehr beliebt für das Kletzenbrot ist im Mostviertel die Rote Pichlbirne. Aus diesem Grund wird die Birnensorte synonym auch als „Kletzenbirne“ bezeichnet.

Wir entsprechen ganz der Tradition und haben auch fleißig gebacken. Unsere Oma erzählte oft davon, dass die Familie im Winter in der Stube zusammen saß. Es wurde Schnapstee getrunken und das Kletzenbrot wurde kräftig in den hochprozentigen Tee eingetunkt.

Doris Farthofer bäckt Kletzenbrot mit Mama Gertraud Hausberger

Zugegeben verriet meine Mama ihr Kletzenbrot-Rezept nicht sofort. Sie bäckt es seit über drei Jahrzehnten regelmäßig vier Wochen vor Weihnachten, damit es schön mürbe werden kann. Während in manchen Gegenden Früchtebrot ohne Teigumhüllung auskommt, ist das Typische am Mostviertler Kletzenbrot eine Brotteig-Hülle aus Roggen-und Weizenmehl.

Kletzenbrot-Rezept nach Mama Gertraud Hausberger

Früchtemasse:

  • 2,1 kg Kletzen
  • 0,5 kg Feigen
  • 0,5 kg Rosinen
  • 0,5 kg Dörrzwetschken
  • 0,5 kg Walnusskerne
  • ca. 8 EL Rum oder Likör (z. B. O•Rum oder Zwetschkenlikör)
  • ca. 2 große (370 g) Gläser Zwetschkenmarmelade

Die Masse mit 12 dag Zucker oder 20 dag Honig ca. eine ¾ Stunde ziehen lassen.

Brotteig-Basis:

  • 1 kg Roggenmehl
  • 1 kg Weizenmehl

Zu den Mehlen Salz, Zimt, Nelken gemahlen, 3 EL Lebkuchengewürz und 4 Packungen Weinsteinbackpulver mit der Hand darunter mischen. Mit warmen Wasser zu einem Teig kneten, dieser sollte nicht zu trocken sein.

Mit nassen Händen kleine Striezel formen, mit ausgerolltem Brotteig ummanteln. Auf ein Blech legen, welches mit Backpapier ausgelegt ist und bei 180 Grad Heißluft ca. 45 Minuten backen. Diese Masse reicht für ca. 30 kleine Striezel.

Wir wünschen gutes Gelingen beim Backen und eine genussvolle Weihnachtszeit!

Kletzenbrot-Masse

Kletzenbrot ist keine neue Erfindung, sondern gibt es schon seit Jahrzehnten vor allem im österreichischen, bayerischen und schwäbischen Raum. Auch die Kelten mischten Brot schon mit Früchten. Ein Grund für das Herstellen von Kletzen- oder Früchtebrot war natürlich auch die Haltbarmachung. Kletzenbrot ist sehr lange haltbar. Je nachdem wie wohlhabend die Familie war, wurden früher für das Kletzenbrot mehr oder weniger teure Zutaten beigemengt.