Längst sind Bio-Lebensmittel in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Es gibt kaum ein Lebensmittel, das nicht auch in Bio-Qualität erhältlich ist. Das fängt bei Convenience-Produkten an und hört bei Bio-Gummibären auf. Sie alle tragen ein Bio-Siegel. Manche davon das Bio-Zeichen der EU, andere die Logos der Verbände, denen sie angehören und wieder andere nutzen die Marken der Firmen, die die Bio-Kontrolle durchführt. Ein paar haben auch einen Pakt mit der AMA. Aber allen gemeinsam ist, dass sie sich für eine Form der Landwirtschaft entschieden haben, die arbeitsintensiv, weniger ertragreich und trotzdem viel zukunftssicherer ist, als die konventionelle Landwirtschaft.
Hier ist (noch) nicht der Ort, um auf die gravierenden Unterschiede zwischen Bio- und Chemo-Landwirtschaft hinzuweisen. Im Biolandbau verwenden wir keinen chemisch-synthetischen Pflanzenschutz. Also keine synthetischen Pestizide, Insektizide, Herbizide oder Fungizide. Wir arbeiten dafür mit alternativen, organischen Spritzmitteln. Der Betriebsmittelkatalog gibt Biolandwirten dafür eine genaue Auflistung erlaubter Präparate vor. Darüber hinaus wird mit Kompost, Gesteinsmehlen, Tees und Auszügen gearbeitet. Manche Schädlinge bekommen die Biolandwirte in den Griff, in dem sie in ihr Liebesleben intervenieren. Pheromonfallen verströmen aphrodisierende Duftstoffe, just zu einem Zeitpunkt, an dem gar keine Partner in der Gegend sind. Wissenschaftlich ausgedrückt wird damit der Reproduktionskreislauf unterbrochen. Den Insektenmännchen gegenüber ist das zwar einigermaßen fies, aber der Natur im Ganzen wird damit ein großer Dienst erwiesen. Schließlich sind es die systemischen Insektizide, die dazu führen, dass ein Bienenvolk nach dem anderen einknickt und die Pflanzenschutzattacken der Chemobauern nicht überlebt.
Den Bio-Zeichen Spieß umdrehen
Was uns – ob dieser einfachen Zusammenhänge – unglaublich stört, ist die Tatsache, dass wir Bio-Bauern es sind, die die Produkte markieren (ausloben) müssen. Wir fänden den umgekehrten Weg viel sinnvoller. Er ist auch erstrebenswerter: nämlich, dass der Teil der Landwirtschaft, der die Agrargifte in Umlauf bringt, einen entsprechenden Hinweis auf die so hergestellten Produkte anbringen muss. Das Bio-Zeichen als Qualitätszeichen würde bleiben. Immerhin tragen wir es mit Stolz (auf unsere Flaschen auf). Aber auf allen anderen Produkte gehören Warnhinweise. Verpflichtend. Ohne Wenn und Aber.