Auf einen Gin mit … Michael Madreiter
Seit sich unsere Philosophie in der Branche ein wenig herumgesprochen hat, erhalten wir von Betrieben Anfragen für eine Zusammenarbeit, die wir teilweise jahrelang bewunderten. In unserer neuen Serie „Auf ein Glas mit …“ möchten wir Ihnen Einblicke in Gespräche mit unseren Partnern und Freunden geben. Wir erzählen kurz, was wir für das jeweilige Unternehmen erzeugen und was uns mit ihm verbindet.
Wir beginnen unsere Serie mit Michael Madreiter, Inhaber des 4 Stern Superior Hotels Puradies in Leogang. Wir durften für Michael einen speziellen Gin namens Mattari kreieren. Das zertifizierte Naturresort verfügt über 76 Zimmer und 14 Chalets, die Familie stammt ursprünglich aus der Landwirtschaft und betreibt nach wie vor eine 37 ha große Bio-Landwirtschaft am Embachhof.
Farthofer: Michael, du hast in deinem Puradies eine außergewöhnliche Bar gebaut, wir haben einen eigenen Gin dafür gemacht. Wie bist du auf uns gekommen, wie kamst du auf Mattari?
Madreiter: Über die Bio-Landwirtschaft, Word to mouth und Google, so bin ich auf euch gekommen. Der Name Mattari für den Gin stammt aus dem Japanischen und steht für Chilling out. Das Thema Japan passt zu uns, weil reduziert und pur, es geht immer zu 100 % um den Geschmack. Diese Eigenschaften waren auch Inspirationsquelle für unsere Bar, die der Raw Bar in Taipeh nachempfunden ist. Rein, klar, hochwertig. Also eine asiatische Anleihe für die Bar und ein asiatischer Name für den Gin.
Farthofer: Unser beider Bio-Landwirtschaft ist um die 40 ha groß. Wie geht es dir mit deiner?
Madreiter: Unsere Bio-Landwirtschaft ist die Wurzel für unser Tun. Du musst außerdem Grund und Boden haben, damit du große Investitionen stemmen kannst. Wir Madreiters sind seit 270 Jahren in Leogang, waren immer eine bäuerliche Familie. Wir wollen den Ursprung und diese Tradition am Leben halten. Wir betreiben Milchwirtschaft und verwerten zu 100 % selbst, unter dem Namen Ottilie und Sebastian – das sind unsere Großeltern – vertreiben wir sechs verschiedene Produkte im Glas. In unserem 2-Hauben-Lokal Essenz setzen wir auf 100 % rein regional, es gibt Saibling und Forelle aus dem Ort statt exotischen Fischen. Nur weil etwas bio ist, heißt es noch nicht, dass es gut ist. Regional und hohe Qualität, das ist unser Anspruch.
Farthofer: Wir vergrößern gerade unsere Mälzerei, weil wir so viele Anfragen von kleinen Bierbrauern und Destillerien bekommen. Was planst du demnächst?
Madreiter: Eine Wellness- Erweiterung ist geplant und die eine oder andere Luxus-Einheit bei den Chalets. Wir haben ein Grundstück am Berg, Platz und die Möglichkeit, uns auszudehnen. Ein Bau muss aber harmonisch und stimmig sein, Eingriffe müssen behutsam erfolgen. Wir überlegen da nicht nur 1 x, sondern 3 x alles durch.
Farthofer: Wir haben beide 3 Kinder. Was war kürzlich eine Frage eines deiner Kinder, die dich zum Nachdenken/Schmunzeln gebracht hat?
Madreiter: Letztes Mal, als ich meine kleine Tochter (6) schlafen legen wollte, meinte sie um 21.30: „So hat sie sich ihr Leben nicht vorgestellt“. Da diskutierst halt dann! Drei kleine Kinder halten einen auf Trab, da kriegst automatisch keine Höhenflüge.
Farthofer: Lock Down in aller Munde, weder Hotellerie noch unsere Mostelleria dürfen aufsperren. Was fehlt dir seit Corona am meisten?
Madreiter: Die Sicherheit. Mir fehlt die Verlässlichkeit, egal, ob seitens Regierung oder Verbände. Ich vermisse Planbarkeit und ordentliche Zusammenarbeit, ich vermisse die Gäste hier, unsere Mitarbeiter. Die normale operative Tätigkeit ist ja komplett Null im Moment. So viel Schifahren ging ich lange nicht, Zeit für die Familie hatte ich auch. Ich hoffe aber, dass Corona eine einmalige Situation war, die nicht wiederkehrt. Gesunde Betriebe kommen stärker aus der Krise heraus, davon bin ich überzeugt. Niemand scheint allerdings mehr diskussionsbereit zu sein und keiner geht von seinen eigenen Positionen weg! Vielleicht braucht die Welt hin und wieder einen Dämpfer. Wenn man mit dem Finger auf andere Menschen zeigt, zeigen auch 3 auf einen zurück. Hoffentlich findet die Menschheit mehr zusammen, als dass sie durch solch eine Situation gestört wird.
Farthofer: Was hast Du im Lock Down III gemacht, wozu du Jahre zuvor nicht gekommen bist?
Madreiter: Ich hab ein bisschen mehr gelesen, englische, wirtschaftsorientierte Bücher. Ich hoffe, dass ich etwas dazu gelernt habe, in diesen wenigen Monaten. Aber sonst nichts, was ich nicht sonst auch tun würde. Da hätte ich in meinem Leben vorher schon was falsch gemacht!
Farthofer: Wo holst du dir deine Kraft?
Madreiter: Ich hab kein besonderes Hobby, brauche nicht sehr viel Zeit für mich selber. Hatte ein sehr unregelmäßiges Leben als Unternehmensberater, die Abwechslung tat gut. Aber wenn ich mich heute jeden Tag auf denselben Sessel sitzen müsste, hätte ich ein Problem. Gastronomie, Marketing, Sales, Rezeption, BWL, Einkauf – hier ist alles drin! Das Schöne am Hotel ist außerdem, dass Du mit Leuten zu tun hast, die in der Regel positiv gestimmt sind. Ich will ja keine Arschlöcher bei mir im Betrieb haben, weder als Mitarbeiter noch als Gäste. Wenn Mitarbeiter und Gäste spüren, dass Du zufrieden bist, dann funktioniert es auch. Und das spüren auch die Kinder. Wenn die Kinder den Betrieb als Belastung mitkriegen, wird es nicht funktionieren. Ich bin offen, jeden Tag Neues zu lernen. Mir Neues aufzuhalsen, z. B. einen eigenen Gin. Wo kriege ich überhaupt so ein Botanical her? Uns geht es allen sehr sehr gut, wir haben alle Annehmlichkeiten. Die wahren Erlebnisse und Momente des Glücks sind die familiären, eine gewisse Geborgenheit und Zufriedenheit bekommen. Du kannst alles im Leben gehabt haben und trotzdem nicht glücklich sein, das Glück muss von innen kommen.
Wir danken für das Gespräch!