Grundsätzlich ist es so, dass wir unsere Bäume lieben. Die Speckbirnbäume ebenso wie die Gelbmöstler, die Williams oder die Kongressbirne. Und natürlich auch alle anderen. Die Farthofer’schen Obstgärten sind ein Vielfaltsparadies. Nur kriegen die Bäume das mit der Blütenbestäubung selbst nicht auf die Reihe. Apfel- und Birnbäume sind nicht selbstfruchtbar. Sie brauchen Boten. Träger, die den Blütenstaub von der Blüte eines Baumes zur anderen tragen. Diesen Job erledigen Hummeln und Bienen, und zwar auf herausragende Weise. Grund genug für uns, den fleißigen Fliegern eine Heimat zu geben. Ab Frühling bevölkern Bienenvölker unsere Obstgärten.
Uns geht es dabei vor allem um Artenschutz. Kaum eine Art ist im Moment derart unter Druck, wie die Biene. Um Vielfalt, weil wir Vitalität und Lebendigkeit, sprich Leben, in unseren Gärten haben wollen. Und um die natürliche Bestäubung der Blüten.
Ein Signal an die Politik
Es ist aber auch ein politisches Statement. Am 22. März, verschob die Europäische Kommission (und das zum wiederholten Male) die Abstimmung über das allgemeine Verbot des Einsatzes hochgiftiger Neonicotinoide im Freiland-Einsatz. Und das obwohl unter Experten einhellige Übereinstimmung darüber herrscht, dass diese Pflanzenschutzmittel eine vehemente Bedrohung für Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge darstellen. Eine übersichtliche Darstellung der Problematik finden Sie hier.
Das Thema beschäftigt uns aber auch sensorisch. Honig hat uns schon immer fasziniert. Als Kind war Josef Farthofer ein Brot mit Honig tausendmal lieber, als eines mit Schoko-Nuss-Creme. Später, als Schnapsnase war es ihm immer zu wenig, wenn jemand meinte, Honigtöne wahrzunehmen. Welche denn? Blütenhonig (wenn ja, welche Blüte), Waldhonig, welcher Baum, welcher Strauch? Wenn Sie das übertrieben finden, riechen Sie einmal an einem Glas O-Rum. Oder an einem Glas Mostello. Sie werden staunen, in wie vielen Facetten sich der Honig darin zeigt.
Bienen-Bücher für Lese-Ratten
Einen Farthofer-Honig wird es vorerst aber nicht geben. Unser Herz brennt fürs Brennen und – bildlich gesprochen – wollen wir als Schuster bei unseren Leisten bleiben. Aber die Bienen beschäftigen uns. Daher an dieser Stelle noch zwei Lese-Tipps zu den beiden Gläsern Rum und Mostello. Von Alison Benjamin und Brian McCallum gibt es ein aufrüttelndes Buch: Welt ohne Bienen. (Fackelträger Verlag)Wie das Sterben einer Art unsere Zivilisation bedroht. Es geht darin genau um die Themen, wegen derer wir uns entschieden haben, unsere Gärten zu bevölkern. Bienenkrankheiten, die sich zu Epidemien ausweiten, schrumpfende Vielfalt und der damit verbundene schrumpfende Genpool, Pestizidattacken und die Folgen der industrialisierten Bestäubung. Da wollen wir dagegenhalten. Das andere ist das genaue Gegenteil. Ein Roman. Eine wunderschöne Geschichte von drei Familien, aufgeteilt auf drei Jahrhunderte und verbunden durch die Geschichte der Bienen. So heisst das Buch auch: Die Geschichte der Bienen, von Maja (die Autorin heisst im Ernst so ;-) Lunde.
Wir freuen uns jedenfalls auf das große Sommersummen.